Sonniger Sonntag

 Abfahrt zum Gottesdienst um viertel nach acht ist nicht jedermanns Sache. Das stelle ich fest, als wir heute aufbrechen wollen. Aber der Gottesdienst beginnt schon um 9 Uhr und ein bisschen Einblasen vorher ist auch gut. Schließlich schaffen wir den Aufbruch, wenngleich unter Protest meiner beiden Begleiterinnen und sind auch pünktlich mit den anderen an der Kirche. Es ist schon um halb neun morgens sehr warm. Im Laufe des Gottesdienstes werden die Temperaturen auf über 30`C steigen.

Plötzlich werde ich von hinten angesprochen: Adam Khunou, der Assistent des Bischofs, ist da. Die Kirche St. Luke ist seine ehemalige Gemeinde. Er wird heute den Gottesdienst leiten. Wir begrüßen uns herzlich. Adam kenne ich schon von meiner ersten Reise nach Südafrika überhaupt. Das war im Jahr 2012.


Der Gottesdienst beginnt. Es gibt keine Orgel, kein Keyboard und keine Band. Aber es gibt kräftige Stimmen. Hymnen werden angestimmt und sofort übernommen. So entsteht ein großer Lobpreis. (Für alle erfahrenen Südafrikafahrer: der Gottesdienst beginnt übrigens pünktlich. Wir hatten das ja auch schon, dass erstmal zwei Stunden gesungen wird, bevor der Pastor die Kirche betritt…) Vieles wird heute auf englisch gemacht, ein Entgegenkommen für mich, ohne dass ich darum gebeten hätte. Die Gemeinde St Luke zählt etwa 400 Mitglieder. Im Schnitt kommen etwa 200 Gemeindeglieder zum Gottesdienst. Heute sind es sogar 250. Pastor Shane ist nicht zufrieden mit dem Besuch. Ich entgegne, dass das doch eigentlich ein guter Aktivierungsgrad sei. In „meiner“ Gemeinde in Greifswald sind wir 800 Gemeindeglieder und haben eine Gottesdienstbesuch von etwa 100. Ich berichte, dass wir ein Problem hätten, wenn alle 800 gleichzeitig zum Gottesdienst kämen. Auch wenn es ein gutes Problem wäre, es wäre ein Problem, denn die Kirche fasst nur maximal 120 Menschen. Shane sagt, dass wir dann anbauen müssen. Ein Gedanke, der uns auch schon kam.


Adam Khunou kommt auf die Idee, die Brass Band spontan ein Stück spielen zu lassen. Eigentlich haben wir nur zwei Stücke vorbereitet, jetzt soll es aber etwas anderes sein…. Das ist Afrika, man muss immer darauf gefasst sein, dass etwas Überraschendes passiert. Und irgendwas geht immer. Eine Tonleiter im Kanon gelingt und ich kann darüber improvisieren. Voila! 

Nach einer Stunde biegen wir schon in Richtung Predigt ab, nach weiteren zwei Stunden sind wir dann auch fertig. Keine Minute dieser drei Stunden war langweilig. Trotz der Temperaturen hate ich den Eindruck, dass alle  aufmerksam folgen und dies durch „Amen“ Rufe auch kundtun. 





Und unser Blasen? Hat alles gut geklappt. Ein wenig Aufregung war natürlich dabei, aber das erst gestern gelernte „Abide with me“ klappte sehr, sehr gut. Ein bisschen bin ich stolz auf den Chor. 


Nach dem Gottesdienst treffen wir uns um 14 Uhr, um weiter zu üben. Wir nutzen die Zeit so gut es geht. Es haben sich nach dem Gottesdienst noch vier junge Menschen gemeldet, die gerne Trompete lernen wollen. Spontan gebe ich ihnen also eine Einführung ins Instrument und alle schaffen den ersten Ton. Morgen werden sie wieder da sein. Schade, dass ich nicht noch eine Woche bleiben kann. Es würde sich für die Jungbläser lohnen. Aber ich hoffe sie soweit zu bringen, dass sie dann von den anderen übernommen werden. 



Wir bekommen Besuch von einer Jugendgruppe aus Greenpoint. Joyce war im Sommer in der Delegation zum Ökumenischen Kirchentag. Nun besucht sie und hier, da sie hörte, wir hätten einen Brass-Workshop. Die Jugendlichen wollen auch einen Posaunenchor gründen. Wir bereden, was dafür notwendig ist und wie man das am besten anfangen kann. Ich mache ihnen Mut, sage aber auch, dass es nicht von uns abhängt. 


Gegen 18 Uhr sind wir soweit, dass wir in unsere Unterkunft fahren. Schnell noch einkaufen, denn viele Geschäfte haben hier auch Sonntags geöffnet. So decken wir uns mit Getränken ein und verbringen den Abend bei Wasser, Saft und super frischem Obst. Wunderbar!


 

Ich freue mich schon darauf, wieder zurück zu kommen. Es wurden gestern 39`C im Schatten. Da stellt sich der Körper nicht so schnell um.




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

So, jetzt aber!

The Big Hole...

Ein Tag "on the road"!